Kapitel 333/2
Reicht eine Erde ? ……Nein !!!
Ein Satz der nur schwer wie ein 1000 Tonnen-Gewicht über meine Lippen geht. Er beinhaltet zwei Indikatoren die Aufschluß geben über unsere
unstillbare Gier und ökologische Misswirtschaft.
Der Ökologische Fußabdruck und der Welterschöpfungstag sind diese zwei Indikatoren.
Schon mal gehört ? Sie lassen sich berechnen, die UN hat es gemacht und sie ergab das Folgende:
Die Erde hat knapp 2 Milliarden Menschen mit sogenanntem gehobenem Lebensstandard ……und das verkraftet sie auch. Denn das entspricht dem, was wir hier in Europa gewöhnt sind.
Unser Planet erträgt viel und so sage ich sechs Milliarden Menschen könnte die Erde ertragen, aber nur wenn wir bereit wären, unsere Ansprüche auf ein gesundes Mittelmaß zu beschränken. Wenn ich von Menschen spreche, dann fällt mir nur das Wort Ansprüche ein und die steigen dort wo es Menschen gibt von Generation zu Generation!
Ich hatte vor meine Betrachtungen zu steigern und sage ziemlich betrübt:
….. für 11 Milliarden Menschen gibt es keine Berechnungen, vielleicht auch keine Erde, die das auf Dauer aushalten würde.
Der deutsche Soziologe und Ökonom Professor Klaus Leisinger drückte es etwas einfacher als ich aus. Er schrieb: „Würden alle Menschen so leben wie „brasilianische“ Urwaldindianer, könnte die Erde 20 bis 30 Milliarden Menschen tragen. „HAURUCK“ was für eine Aussage!
So, jetzt mal Tacheles, „ Amerikanerinnen- und -ner, würden alle noch Lebenden so viele Ressourcen verbrauchen wie ihr, die Einwohner der USA, wäre die ökologische Tragfähigkeit des Planeten schon heute überschritten.“
Die Ökologen Mathis Wackernagel und William Rees entwarfen in den Neunzigerjahren das bis heute bewährte Konzept des „ökologischen Fußabdrucks“…….kurze Erklärung meinerseits :
Dieser entspricht der Fläche der Erde, die notwendig ist, den Lebensstandard eines Menschen auf Dauer zu ermöglichen. Genau dieser Fußabdruck berücksichtigt den gesamten Ressourcenverbrauch eines „einzelnen“ Menschen: nämlich Energie, Nahrung, Kleidung, Entsorgung von produzierten „Abfällen“ und das Binden des durch sein komplettes Handeln entstandenen Kohlendioxids. Der so ermittelte ökologische Fußabdruck wird in Hektar pro Person und Jahr angegeben. Weltweit gibt es rund 11,3 Milliarden Hektar ökologisch produktiver Flächen, die für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, die Energiegewinnung und den Wohnungsbau zu nutzen sind. Dieser Fläche gegenüber steht die Summe der ökologischen Fußabdrücke aller Menschen. Die Rechnung lautet :
11,3 Mrd. Hektar : 8,3 Mrd. Menschen = 1,36 Hektar . Das heißt somit heute stünden jedem Menschen der Erde 1,36 Hektar zu, um seinen Lebensstandard nachhaltig zu gestalten. Wer mit dieser Nachhaltigkeit lebt, trägt nicht zur Zerstörung der natürlichen Ressourcen bei, weil diese sich in den natürlichen Zyklen erneuern können. Im weltweiten Durchschnitt nutzen wir heute aber mehr als „ 2,5“ pro Mensch. Multiplizieren wir diesen Betrag mit 8.3 Milliarden Einwohnern, kommen wir auf eine Summe von 20,75 Milliarden Hektar ökologisch produktiver Flächen. Unsere Erde verfügt aber über nur 11,3 Milliarden Hektar. Das heißt, au Backe, wir verbrauchen fast 2 Erden. Wir leben somit in einem saftigen ökologischen Defizit.
Es gibt ein Global Footprint Network, das besagt, damit übernutzt der Mensch die Biokapazität der Erde schon seit 1987 . Seit dieser Zeit ist der Verbrauch an Naturressourcen weitaus höher, als im gleichen Zeitraum von den natürlichen Ökosystemen regeneriert werden kann. Doppelt gesagt, den größten ökologischen Fußabdruck hinterlassen die Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate und der USA mit rund 10,5 Hektar pro Person, ein durchschnittlicher Europäer beansprucht 4,7 Hektar, ein Mensch in Bangladesch nur 0,6 Hektar.
Fals ihr auf einem wackeligen Stuhl sitzt, festhalten, ich komme zu einer recht furchtbaren Aussage: Würden alle Menschen auf dem Planeten leben wollen wie der durchschnittliche Nordamerikaner, bräuchten wir sechs Erden, für den Standard eines Europäers sind es 3 Erden.
Auch Deutschland steht auf meiner Liste, verbraucht etwa das Zweieinhalbfache seiner vorhandenen Biokapazität. In den Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks des Globalc Footprint Network liegt Deutschland auf Rang 34 im weltweiten Vergleich von 182 Staaten. Selbstverständlich versuchen unsere „Regierenden“ uns stetig etwas anderes zu erzählen…wer es glaubt wird selig ! Aber wo ist es anders ?!
Extrem hoch ist die Belastung in den Bereichen der
CO2-Emissionen (Rang 32)
Ackerland (Rang 17)
und dem Verlust von Biodiversität durch bebaute Fläche (Rang 14).
Ich traue mir zu etwas Wünschenswertes auszusprechen:
Würde z.B. die gesamte Menschheit leben wie ein durchschnittlicher Mensch in Bangladesch, benötigten wir nicht einmal eine Erde, und würden sogar noch Reserven für die Zukunft bereitstellen. Na, lieber Leser,….auch gedacht ?
Eine „neue“ Betrachtungsweise beginne ich jetzt, sie wird ihre Wirkung haben, aber auch wieder erschrecken. Denn mit der Größe des „ökologischen Fußabdrucks“ der gesamten Weltbevölkerung lässt sich nicht nur das ökologische „Defizit“ berechnen, sondern auch der ökologische„Overshoot“, der im Deutschen auch als „Welterschöpfungstag“ oder noch schärfer „Erdüberlastungstag“ bekannt ist. Auch diese vom Global Footprint Network ins Leben gerufene Aktion errechnet jedes Jahr den Tag, an dem der aktuelle Verbrauch an natürlichen Ressourcen die Kapazität der Erde zur Regeneration dieser Ressourcen übersteigt. Aufgepasst ! Es wird gut überlegt…….Dabei wird die gesamte Nutzung natürlicher Ressourcen von Wäldern, Wasser, Ackerland und Lebewesen, die alle Menschen derzeit für ihre Lebens-und Wirtschaftsweise brauchen, der biologischen Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen sowie Abfälle und Emissionen aufzunehmen, gegenübergestellt.
Auf diese Weise zeigt sich, ab wann die Erde sich im ökologischen Defizit befindet, also mehr Ressourcen verbraucht wurden, als die Erde nachhaltig zur Verfügung stellen kann.
Alles, denn was ab dann verbraucht wird, wächst nicht nach, beziehungsweise kann von der Erde nicht kompensiert werden. Dass dieser Tag jedes Jahr früher erreicht wird, ist ein klares Anzeichen für die „rücksichtslose“ Zerstörung der Biokapazität unseres blauen Planeten. Den Berechnungen des Global Footprint Network zufolge verbrauchen wir also mehr Ressourcen, als es auf der Erde gibt. Die Rechnung geht doch trotzdem auf, oder? Ja, für die Menschen, die in den reichen Industriestaaten maßlos leben.
Wir bestreiten unseren Wohlstand auf Kosten anderer Menschen in der Dritten Welt, in Bangladesch, in Bolivien oder im Niger. Jeder Quadratmeter, den ein Mensch in Deutschland mehr braucht für seinen ökologischen Fußabdruck, für seine persönlichen Wünsche und Ansprüche, egal ob es für einen Wochenendflug auf eine Mittelmeerinsel ist, für ein gutes Steak beim Italiener oder für ein neues Auto, er fehlt einem Menschen in den meist armen Entwicklungsländern. Wir wissen, die Erde wird nicht wachsen, aber unsere Ansprüche wachsen,–und die Ungerechtigkeit und Ungleichheit wachsen mit.
Müssen wir den Planeten zerstören und andere Menschen in Armut halten, um unser Leben in gewohntem Maß–oder sollte man besser sagen, in gewohnter Maßlosigkeit–fortzuführen? Es ist keine Zeit mehr für ein Lavieren zwischen gut denken und es könnte doch klappen. Die Menschheit bewegt sich bereits seit mehreren Jahrzehnten, ja, seit 1987, in einem ökologischen Defizit, das von Jahr zu Jahr wächst und mehr Biokapazität des Planeten Erde unwiederbringlich zerstört. Wir haben keine Zeit mehr mit irgendwelchen Versuchen, eben diese Zeit zu verschwenden, wir können nicht mehr testen und herumprobieren, wir müssen richtig handeln, konsequent handeln, um die noch lebendigen Biokapazitäten unseres Planeten nicht auf Jahrtausende hin zu zerstören.
Die gute Nachricht ist, wir wissen, wie wir handeln könnten, wir haben die Technologie und das Know-how. Einzig allein Absicht und Einsicht fehlen.
Welterschöpfungstag Jahr:
- August 2015
19. August 2014
20. August 2013
22. August 2012
27. September 2011
21. August 2010
25. September 2009
23. September 2008
6. Oktober 2007
9. Oktober 2006
20. Oktober 2005
1. November 2000
21. November 1995
Letztendlich schaut bitte auf die neusten Zahlen für 2024:
Der Earth Overshoot Day fällt dieses Jahr auf den 1. August 2024. Dann hat die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht, die der Planet innerhalb eines Jahres auf natürlichem Weg ersetzen könnte. Wie wird dieser Tag berechnet? Und wie können wir unsere Ökobilanz verbessern?
Stand: 30.07.2024 |Bildnachweis
Der Earth Overshoot Day soll daran erinnern, dass die Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcenbb der Erde durch den Menschen Folgen hat: ein massiver Rückgang der biologischen Vielfalt ein Überschuss an Treibhausgasen in der Atmosphäre und ein verschärfter Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energie. Der Erdüberlastungstag fällt dieses Jahr auf den 1. August 2024, kalkuliert das Global Footprint Network . Ab diesem Zeitpunkt hat die Weltbevölkerung mehr natürliche Ressourcen verbraucht, als bis Ende des Jahres wieder nachwachsen können.
Neben dem internationalen Stichtag gibt es für viele Länder nationale Country Overshoot Days. Deutschland rutschte auf seinem imaginären Umweltkonto bereits am 2.Mai 2024 in die roten Zahlen.
Ein Leben in Würde und Wohlstand für alle ist nur zu ermöglichen durch das richtige Handeln auf einer tiefen Nachhaltigkeit und auf einem Systemwandel. Jedoch die dazu nötige Ethik gilt es erstmal zu entwerfen. Das alles muss der Menschheit in den nächsten 35 Jahren gelingen, sonst verlieren alle womöglich alles. …..Der Erde, die uns das schenkt, ist es vollkommen egal.
Was schenkt sie uns?…..ist das großzügig ?
Das zeigt ein Team mit einer Rechnung an. Es ist der amerikanische Professor für ökologische Ökonomie, Robert Constanza, denn er hat bereits 1997 errechnet wie sich das ergibt. ( noch ist er da ; vielleicht hat Trump ihn auch schon abgeschafft )?!?
Weiter im Stoff: es folgt die Rechnung…….Wasser, fruchtbare Böden, Ozeane voller Fisch, Lebensräume für Millionen von Tier-und Pflanzenarten, Nahrung, Rohstoffe, die Regulierung natürlicher Kreisläufe und nicht zuletzt der Erholungswert und die Schönheit der Natur !!! Diese kostenlosen Leistungen der Erde an den Menschen berechneten die Wissenschaftler mit „33“ Billionen Dollar jährlich. Die Summe der weltweiten Bruttoinlandsprodukte lag in diesem Jahr bei „lediglich“ 18 Billionen Dollar. Umweltökonomische Bewertungen werden oft kritisiert, weil ökonomische Bewertungen von Natur zur Verdrängung moralischer Argumente für den Umweltschutz führen, weil sie auf einem anthropozentrischen Weltbild basieren und monetäre Werte in den Mittelpunkt stellen. Diese Kritik ist durchaus gerechtfertigt. Aber den ökonomisch denkenden Menschen der heutigen Leistungsgesellschaft, die Schäden an der Natur als unvermeidbare Begleiterscheinung ihres Tuns abtun, öffnet diese Zahl vielleicht einen anderen Blick auf die natürlichen Werte der Erde.
Meine Frage? „Oder kennen Sie einen Staat, der seine jährliche Abfallproduktion, die Zerstörung natürlicher Ressourcen und seine jährliche Gesamtemission von CO2 und anderen Klimagasen als Minuswert in die Berechnung seines jährlich erwirtschafteten Bruttosozialproduktes einbezieht?“ ……Ich bin hier leider fremd und kenne Keinen…..
Ich erlaube mir im nächsten Beitrag einige Beispiele des übermäßigen Ressourcenverbrauchs in „Deutschland“ zu erwähnen ….see you soon !